Montag, 6. August 2007

Montag, 6. August 2007: Ein jeder Tag hat seine eigene Erkenntnis

Heute war der vierte Sprachkurs-Tag. Seit Donnerstag ist ja mein Tagesablauf vollständig von diesem Sprachkurs beherrscht. Vormittags sitze ich mit den anderen dreizehn Studenten in einem kleinen unterkühlten Raum in der Uni, nachmittags und abends mache ich zu Hause Hausaufgaben. Bis jetzt hatte interessanterweise auch jeder Tag seinen ganz eigenen Reiz und auch seine eigenen Erkenntnisse.
Am ersten Tag war – nicht weiter ungewöhnlich – alles neu. Und – das allerdings fand ich ungewöhnlich – der Sprachkurs war bei weitem nicht so schlimm wie ich zuerst dachte. Ich verstand zwar nix, aber die beiden Lehrerinnen für unsere Klasse sind freundlich und die Hausaufgaben waren auch ohne ihre Erklärungen (die ich ja nicht verstand) verständlich.
Am zweiten Tag, Freitag, stellte ich fest, dass danach schon wieder das Wochenende kam. Auch schön, sehr gnädig. Die Situation, dass man den halben Tag Hebräisch zuhören und die andere Hälfte des Tages Hebräisch schreiben muss, ist ja doch ein bisschen ungewohnt und anstrengend. Außerdem freute ich mich, dass ich tatsächlich FAST alle Hausaufgaben am Freitag schaffte.
Als ich dann gestern, Sonntag, aus dem kurzen Wochenende wieder in den Sprachkurs kam, freute ich mich, dass ich manche Sätze der beiden Jungs, die den Schnabel nicht still kriegen, sogar schon verstehen konnte. Und das Beste war: Sie haben einen genauso gruseligen Satzbau wie ich, nur kümmert es sie scheinbar überhaupt nicht. Sie können überhaupt nicht tausendmal besser Hebräisch als ich, sie sind nur wesentlich frecher. Leider stellte ich nach dieser aufbauenden Erkenntnis in der dritten und letzten Doppelstunde fest, dass das Leben doch nicht so schön ist. Wir hatten urplötzlich eine fremde Lehrerin im Klassenraum stehen. Sie redete vom ersten Moment an so schnell, wie ich noch nie einen Menschen hab reden hören. Es wurde einem schwindelig nur vom Zuhören, an den Versuch, etwas zu verstehen, war nicht zu denken. Sie rauschte mit uns durch einige Seiten unseres Übungsbuches, ich vermute, um die Hausaufgaben zu erklären. Zum Glück schrieb sie die Hausaufgaben auch an die Tafel. Das raubte mir die letzten Illusionen. Es waren so viele Hausaufgaben, wie Du noch nie in Deinem Leben aufgekriegt hast. Ich hab bis abends um halb zehn nicht die Hälfte davon fertig gekriegt.
Heute, am vierten Sprachkurs-Tag, war dann alles wieder gut. Seltsam: Ich konnte plötzlich unsere beiden Lehrerinnen Nora und Tali verstehen! Sie redeten so langsam… Hatten sie Mitleid mit uns bekommen? Ich verstand längst nicht jedes Wort, aber ich wusste den ganzen Tag lang immer, worum es gerade ging! Nur die Sache mit den Hausaufgaben hat sich irgendwie noch nicht in wunderbare Zuckerwatte aufgelöst. Aber vielleicht ist ja morgen meine „Erkenntnis des Tages“, dass die ganzen vielen Hausaufgaben alle total einfach und zick-zack erledigt sind…?

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