Montag, 18. Februar 2008

Donnerstag, 14. Februar 2008: Blockseminar-Früchtchen

Von Montag bis Donnerstag hatten wir (zum Glück auf Deutsch) das zweite Blockseminar unseres Studienjahres. Unser Dozent war Prof. Dr. Klaus Wengst aus Bochum. Der stolperte einmal über den Vers „Lobe den Herrn, meine Seele“, der öfter in den Psalmen vorkommt. Statt „Seele“ wollte er viel lieber „Kehle“ übersetzen. Er kritisierte die Tendenz in der Theologie, alles Mögliche immer gleich zu „vergeistigen“, ihm eine geistige, geistliche oder übernatürliche Bedeutung zu geben. „Dabei ist das doch so viel logischer und handfester. Natürlich ist es die Kehle, die Gott lobt und preist! Und nicht eine Seele – wie soll das denn gehen…“
Allerdings kann man auch auf der anderen Seite vom Pferd fallen. Ich habe den Eindruck, dass es in der Theologie der letzten vierzig Jahre viel zu stark Mode geworden ist, alles möglichst materiell und diesseitig zu begreifen. Über das Jenseits, über das Unsichtbare, über Gottes Welt traut sich kaum noch einer was zu sagen. Und die Herrschaft über Herz, Geist und Seele ist weitgehend von Esoterik, New Age und allen möglichen Freestyle-Religionscocktails übernommen worden.
Der eigentliche Fehler liegt aber darin, beide Welten voneinander zu trennen. Das hebräische Wort „näfäsch“ hat nun mal beide Bedeutungen: „Kehle“ und „Seele“ – und nicht nur die. Der ganze Mensch, mit seinen Organen und seinem Wesen, „mit Leib und Seele“, soll ein Lobpreis für Gott sein. Er ist eine Einheit aus vielen Bestandteilen und kann Gott mit vielen Stimmen die Ehre geben. Aber kein Teil ist von diesem Chor ausgeschlossen. Alle Gedanken und Gefühle, alle Körperteile und alle Taten, sein ganzes Leben und alle Einzelheiten – kein Teil, von dem nicht Gott die Ehre und Anbetung gebührt.
Wenn man Luthers Übersetzung nun so versteht, dass der Beter sich mit „meine Seele“ als ganze Person selbst anspricht und auffordert, Gott zu loben (und ihm nicht eine ziemlich philosophische Trennung zwischen „Seele“ und „Körper“ unterstellt), hat er den Sinn des Wortes eigentlich gar nicht so schlecht getroffen…

Montag, 17. Februar 2008: Der Alltag wird nicht langweilig – dank Fahrrad

Da mein Fahrrad keine Schutzbleche hat, muss ich bei Regenwetter immer mit Regenjacke und Regenhose fahren. Sonst werde ich nicht nur von oben, sondern auch von unten nass – und das Wasser von unten ist bei weitem ekeliger als das von oben. Das einzige, was sich naturgemäß schlecht bedecken lässt, ist das Gesicht, deswegen bin ich immer mehr oder weniger gesprenkelt, wenn ich durch den Regen irgendwo ankomme.
So auch heute, als ich zur Uni und danach auf die Auguste Victoria gefahren bin. Eigentlich fahre ich gar nicht so ungern bei Regen, es ist (seltsamerweise) tatsächlich weniger Autoverkehr in der Stadt. Der Schwierigkeitsgrad ist natürlich zwei bis drei Level höher, weil die Autofahrer schlechtere Sicht haben und einen Fahrradfahrer noch weniger wahrnehmen als gewöhnlich – wo man sonst schon in ihrer Wahrnehmung so gut wie nicht existiert. Außerdem gibt es nicht genügend Gullys und auf den Straßen entstehen leicht kleine bis mittelgroße Bäche Regenwasser, die wie auf verzweifelter Suche nach einem Ausgang bergab plätschern.
Ich bin schon gewöhnt, dass hierzulande das Regenwasser auf der Straße so schmierig und dreckig ist, dass die Bremse erst zwei Sekunden verspätet reagiert. Bei einem solchen mittelgroßen Bach hab ich heute auch noch das Phänomen Aquaplaning mit dem Fahrrad kennen gelernt, da hat die Bremse dann überhaupt nichts mehr genützt. Hatte gewisse Ähnlichkeit mit Snowboard fahren. War sehr froh, dass ich mich nicht lang gelegt hab. Das Fahrrad fahren ist und bleibt mein Abenteuerspielplatz in diesem Jahr, der für den hin und wieder nötigen Adrenalinschub zwischen langen Sitzungen am Schreibtisch sorgt.