Donnerstag, 2. August 2007

Sonntag, 29. Juli 2007: Endlich angekommen

Entgegen meiner großspurigen Versprechen in meiner Rundmail („Jerusalem, nimm Dich in Acht! Ein Ostfriese kommt Dich erobern.“) bin ich heute Nacht wohl eher wie ein übernächtigter und überladener Fußsoldat im Gelobten Land eingetrudelt. Als der Flieger (für München reeelativ pünktlich) ungefähr um 20 Uhr startete, war ich noch ziemlich aufgeregt. Als er um halb eins Jerusalemer Zeit landete, wusste ich schon, dass ich eigentlich nur noch irgendwo alle Viere von mir strecken wollte. Aber noch war es nicht so weit… Ich hatte vorher noch ein paar Sachen zu lernen.
Die erste wichtige Lektion, die für meine persönlich-charakterliche Entwicklung wohl irgendwie so furchtbar wichtig war, dass sie nicht bis zum nächsten Tag oder von mir aus bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten konnte, war folgende: Das Sperrgepäck, wozu wegen Übergröße auch meine heiß geliebte Gitarre Josy gehörte, wird am Flughafen in Tel Aviv an einer anderen Stelle zurückgegeben als die Koffer und Taschen. Nicht nur wegen Josy war das unangenehm, sondern auch weil in der Gitarrentasche die Haus- und Wohnungstürschlüssel für meine Wohnung in Jerusalem waren. Es kostete mich ca. eine halbe Stunde und anderthalb Bündel Nerven, bis wir alle wieder glücklich vereint waren.
Die zweite Lektion lautete, dass israelische Taxifahrer einem nicht immer die Wahrheit sagen, wenn sie was verdienen wollen. Ich fand nicht auf Anhieb ein Sherut-Taxi. Diese freundlichen Gefährte bringen immer mehrere Leute zu einem festen Preis von 45 Schekel pro Person (umgerechnet 8 Euro) die 60 km von Tel Aviv nach Jerusalem. Deshalb geriet ich an einen Einzeltaxifahrer, der mir die Fahrt für 360 Schekel anbot. Wer den Dreisatz aus der fünften Klasse noch beherrscht, darf sich selber ausrechnen, wie er mich geschröpft hat… Ich handelte ihn auf 350 Schekel runter (was mir heute, wo ich wieder wach bin, nicht mehr als Glanzleistung meiner Feilschkunst vorkommt. Aber da ich so müde war, merkte ich es nicht. Erst als mir auf der Taxifahrt einfiel, dass ich ja einfach am Flughafen jemanden hätte suchen können, der auch nach Jerusalem will, und mir das Fahrtgeld mit ihm hätte teilen können, fing ich an, mich über meine altbekannte Schusseligkeit zu ärgern.Dafür, dass ich die Lektion trotzdem brav und demütig über mich ergehen ließ, landete ich dann auch bald – sprich: um halb drei nachts – und ohne weitere Komplikationen vor meiner neuen Adresse. Durch Ausprobieren fand ich heraus, welche der vielen Haustüren meine „Knisat Gimel“ (zu deutsch: Eingang C) war. Ich hoffe, dass niemand beim Ausprobieren Angst gekriegt hat, eine ostfriesische Räuberbande wolle seine Tür knacken und die Wohnung plündern. Ohne noch groß die Welt aus den Angeln zu heben, rollte ich mich in meinen Schlafsack. Irgendwas muss ja auch noch für morgen bleiben, dachte ich mir und verschob die Eroberung Jerusalems auf den nächsten Tag. Ich rollte mich schon bald wieder aus, weil es bei 27 Grad mit Schlafsack doch zu warm war. Dann aber schlief ich ungestört bis zum Vormittag und döste noch eine Weile vor mich hin, bis um halb elf die Hitze mich endgültig wieder in die Höhe trieb.
















Der Sonnenuntergang am nächsten Abend von meinem Fenster aus

Keine Kommentare: