Samstag, 18. August 2007

Montag, 13. August 2007: Mission impossible

Hurra! Ich hab wieder eine Mission! Sie lautet: Verkehrserziehung. Gestern hab ich mir endlich ein Fahrrad gekauft. Heute Morgen bin ich dann gleich damit zur Uni auf den Har haZofim, den Mount Scopus gefahren. Erstaunlicherweise geht es erst mal ganz schön weit abwärts, bis ich dann auch bergauf fahren muss. (Heißt, der Heimweg ist dann nach dem langen Uni-Tag noch nicht mal so erholsam wie ich dachte.) Aber was soll’s. Ich kam fünf Minuten zu spät, weil ich dauernd angehalten habe, um auf der Karte nachzugucken, ob ich mich auch nicht verfahren habe. Habe ich aber nicht. Dafür dann auf dem Rückweg, als ich nicht mehr so oft auf die Karte guckte. Für den Hinweg brauchte ich eine halbe Stunde (und ich bin seeehr langsam gefahren), für den Rückweg eine ganze.
Es war ein unglaublicher Genuss, wieder Fahrrad zu fahren. Ich kam voller Adrenalin und Glückshormone in der Uni an. Rad fahren ist SUPER! Ich bin ein Radfahrer. Die erste Aufgabe meiner Verkehrserziehung muss es sein, dass die Israelis Radfahrer SEHEN lernen. Es ist ein unheimliches Gefühl: Sie SEHEN dich nicht. Israelische Autofahrer sind es gewohnt, im Augenwinkel ungefähr wahrzunehmen, ob ein Auto kommt, das größer ist als das eigene, und fahren dann gewöhnlich auch schon los. So unwichtige Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer sehen sie nicht. Man existiert in einem gewissen Sinn nicht, weil man zu unbedeutend ist. Das macht einen gewissen Reiz aus, es ihnen beizubringen.
Es gibt überhaupt nur eine einzige schlimme Stelle auf meiner Strecke, genauer auf dem Rückweg. An ihr treffen mehrere Ungunstfaktoren mit überzeugender Macht aufeinander. Es ist die steilste Stelle der Strecke und gleichzeitig eine der engsten, an der sich nachmittags auf dem Rückweg der Verkehr furchtbar staut. Kilometerlang so hinter den Bussen herzuzuckeln, die man unmöglich überholen kann und die einem bei jedem Mal Anfahren dicke schwarze stinkende Diesel-Qualmwolken ins Gesicht pusten, ist ein atemberaubendes Erlebnis. In diesen Momenten bereut man es, mit dem Fahrrad hinter einem Bus zu stehen und nicht – genau wie alle anderen Jerusalemer – dicht gedrängt in diesem vollklimatisierten Bus zu sitzen oder zu stehen und gelangweilt die Fußgänger, Autos oder die seltenen Verrückten mit ihren Fahrrädern da draußen zu beobachten.

Keine Kommentare: