Samstag, 12. April 2008

Nachtrag von irgendwann im Dez: Entwicklungsländer und entwickelte Länder

Wenn man durch Jerusalems Innenstadt läuft, hat man das Gefühl, in die westeuropäischen 80er Jahre zurückversetzt zu werden. Aus allen Schaufenstern leuchtet, blinkt und springt es einem in allen Neonfarben ins Auge, ob es ein Spielzeugladen, ein Optiker oder ein Handyladen ist (na gut, die gab es damals noch nicht). Israelis lieben Kitsch, Plastik und sowieso alles, was den Trend des Vorjahres überbietet. Fast so sehr wie die Araber. Die Moderne ist in diesem Land noch nicht zu Ende – noch immer wird ausprobiert, was auch immer der Fortschritt nur zu bieten hat.
Diese zwanglose Begeisterung für die moderne westliche Kultur habe ich im Sprachkurs unerwartet in der Sichtweise der globalen Wirtschaft wiedergetroffen. „Es gibt Entwicklungsländer und entwickelte Länder“, erklärte uns unsere Sprachlehrerin unbekümmert. Es widersprach auch niemand. Nacheinander wurden dann unsere Herkunftsländer in diese beiden Kategorien eingeordnet. Japan, China, Sri Lanka, Deutschland, Norwegen… „Israel ist auch ein entwickeltes Land.“ Das war ihr offensichtlich wichtig, denn sie hob die Stimme und den Zeigefinger. Israel sei das einzige Land, das gewissen Ländern finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung zukommen ließe. Auf unsere verwunderten Nachfragen stellte sich dieses Argument als Spaß heraus. Vielleicht wollte sie uns nur irgendeine wichtige Vokabel beibringen. Dann wagte eine Studentin (aus Japan!) den Einwand, dass Israel aber doch eher in der Mitte zwischen den entwickelten und den Entwicklungsländern liege. Das ließ unsere Lehrerin aber nicht gelten, Israels Platz unter den entwickelten Ländern wurde mit Herzblut verteidigt. Fast wie die Studenten im Talmud-Proseminar, wenn es um die Auslegung der Gebote ging. Ob diese einseitige Hochschätzung westlicher Moderne sich hier deswegen länger halten kann, weil Israel sich ständig von den arabischen Nachbarstaaten und -kulturen abheben will?

Montag, 18. Februar 2008

Donnerstag, 14. Februar 2008: Blockseminar-Früchtchen

Von Montag bis Donnerstag hatten wir (zum Glück auf Deutsch) das zweite Blockseminar unseres Studienjahres. Unser Dozent war Prof. Dr. Klaus Wengst aus Bochum. Der stolperte einmal über den Vers „Lobe den Herrn, meine Seele“, der öfter in den Psalmen vorkommt. Statt „Seele“ wollte er viel lieber „Kehle“ übersetzen. Er kritisierte die Tendenz in der Theologie, alles Mögliche immer gleich zu „vergeistigen“, ihm eine geistige, geistliche oder übernatürliche Bedeutung zu geben. „Dabei ist das doch so viel logischer und handfester. Natürlich ist es die Kehle, die Gott lobt und preist! Und nicht eine Seele – wie soll das denn gehen…“
Allerdings kann man auch auf der anderen Seite vom Pferd fallen. Ich habe den Eindruck, dass es in der Theologie der letzten vierzig Jahre viel zu stark Mode geworden ist, alles möglichst materiell und diesseitig zu begreifen. Über das Jenseits, über das Unsichtbare, über Gottes Welt traut sich kaum noch einer was zu sagen. Und die Herrschaft über Herz, Geist und Seele ist weitgehend von Esoterik, New Age und allen möglichen Freestyle-Religionscocktails übernommen worden.
Der eigentliche Fehler liegt aber darin, beide Welten voneinander zu trennen. Das hebräische Wort „näfäsch“ hat nun mal beide Bedeutungen: „Kehle“ und „Seele“ – und nicht nur die. Der ganze Mensch, mit seinen Organen und seinem Wesen, „mit Leib und Seele“, soll ein Lobpreis für Gott sein. Er ist eine Einheit aus vielen Bestandteilen und kann Gott mit vielen Stimmen die Ehre geben. Aber kein Teil ist von diesem Chor ausgeschlossen. Alle Gedanken und Gefühle, alle Körperteile und alle Taten, sein ganzes Leben und alle Einzelheiten – kein Teil, von dem nicht Gott die Ehre und Anbetung gebührt.
Wenn man Luthers Übersetzung nun so versteht, dass der Beter sich mit „meine Seele“ als ganze Person selbst anspricht und auffordert, Gott zu loben (und ihm nicht eine ziemlich philosophische Trennung zwischen „Seele“ und „Körper“ unterstellt), hat er den Sinn des Wortes eigentlich gar nicht so schlecht getroffen…

Montag, 17. Februar 2008: Der Alltag wird nicht langweilig – dank Fahrrad

Da mein Fahrrad keine Schutzbleche hat, muss ich bei Regenwetter immer mit Regenjacke und Regenhose fahren. Sonst werde ich nicht nur von oben, sondern auch von unten nass – und das Wasser von unten ist bei weitem ekeliger als das von oben. Das einzige, was sich naturgemäß schlecht bedecken lässt, ist das Gesicht, deswegen bin ich immer mehr oder weniger gesprenkelt, wenn ich durch den Regen irgendwo ankomme.
So auch heute, als ich zur Uni und danach auf die Auguste Victoria gefahren bin. Eigentlich fahre ich gar nicht so ungern bei Regen, es ist (seltsamerweise) tatsächlich weniger Autoverkehr in der Stadt. Der Schwierigkeitsgrad ist natürlich zwei bis drei Level höher, weil die Autofahrer schlechtere Sicht haben und einen Fahrradfahrer noch weniger wahrnehmen als gewöhnlich – wo man sonst schon in ihrer Wahrnehmung so gut wie nicht existiert. Außerdem gibt es nicht genügend Gullys und auf den Straßen entstehen leicht kleine bis mittelgroße Bäche Regenwasser, die wie auf verzweifelter Suche nach einem Ausgang bergab plätschern.
Ich bin schon gewöhnt, dass hierzulande das Regenwasser auf der Straße so schmierig und dreckig ist, dass die Bremse erst zwei Sekunden verspätet reagiert. Bei einem solchen mittelgroßen Bach hab ich heute auch noch das Phänomen Aquaplaning mit dem Fahrrad kennen gelernt, da hat die Bremse dann überhaupt nichts mehr genützt. Hatte gewisse Ähnlichkeit mit Snowboard fahren. War sehr froh, dass ich mich nicht lang gelegt hab. Das Fahrrad fahren ist und bleibt mein Abenteuerspielplatz in diesem Jahr, der für den hin und wieder nötigen Adrenalinschub zwischen langen Sitzungen am Schreibtisch sorgt.

Mittwoch, 30. Januar 2008

30.1.2008: 10cm Schnee und Jerusalem steht kopf

Als gestern im Wetterbericht der Schnee angekündigt wurde, geriet Jerusalem aus den Fugen. In der Uni, auf der Straße und in den Läden gab es nur noch ein Thema. Hier schneit es ungefähr einmal im Jahr, und es versetzt die ganze Stadt immer in einen seltsamen Ausnahmezustand. Als man uns erzählte, dass bei Schnee die Uni ausfallen würde, glaubte ich es noch nicht so richtig. Aber Tatsache, heute Nacht legte sich eine leise weiße Decke über die Heilige Stadt – und heute Morgen war die Stadt stillgelegt. Es fuhren keine Busse, Schulen und Uni fielen aus, fast alle Läden in der Stadt blieben geschlossen und kaum ein Israeli traute sich vor die Tür. Wegen 10 cm Schnee…
Markus und ich liefen heute Mittag eine halbe Stunde zu Hanan, einem israelischen Studenten, um ihn zu besuchen. Er wunderte sich sehr, dass wir überhaupt vor die Tür gingen, und machte erst recht kugelrunde Augen, als Markus erzählte, man könnte sogar im Supermarkt einkaufen, der habe geöffnet.


Abends lief ich noch hoch auf den Har haZofim, auf dem das Studentendorf ist, weil ich mit zwei Studentinnen verabredet war. Ich wurde von allen Israelis kollektiv als verrückt bezeichnet. Dabei war es ein toller Spaziergang.


Überall auf den Straßen liegen verreckte Regenschirme herum, die dem Wind nicht standhalten konnten.


In der ganzen Stadt fahren Bulldozer (Baufahrzeuge, denn Schneeräumer haben sie hier in Israel nicht, wozu auch) und schieben zehn Zentimeter Schnee vor sich her und kommen sich furchtbar wichtig vor, weil sie „die Straße frei räumen“.

Impressionen in weiß

Hier hab ich die restlichen Fotos reingestellt.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Mittwoch, 2. Januar 2008: Weihnachten im Land der eingemauerten Krippen

Weihnachten. Weihnachten an der Quelle, am Ort des Geschehens... und trotzdem, irgendwie viel weniger weihnachtlich als in Ostfriesland. Vielleicht, weil weihnachtlich auch immer ein bisschen das ist, was man seit Jahr und Tag immer gemacht hat. Aber vielleicht auch, weil dieses Land einfach ein jüdisches Land ist und mit christlichen Festen nicht sooo viel am Hut hat - und auch nicht haben möchte. Ich hatte sogar gewisse Schwierigkeiten, mir einen Weihnachtsbaum zu organisieren. Bei der Kirchengemeinde konnte ich dann schließlich einen kaufen, sogar für nur umgerechnet 8,50 Euro. Und wo er mir jetzt das Zimmer einen guten Schwung gemütlicher macht ("wie glänzt er festlich, lieb und mild"), bin ich auch mächtig stolz auf ihn.
Mein persönlicher absoluter Höhepunkt waren übrigens die Advents- und Weihnachtslieder, vor allem die in den vier Adventsgottesdiensten. Am dritten Advent "Tochter Zion" (Zion ist ja ein anderer Name für Jerusalem!) mitten in der Jerusalemer Altstadt zu singen, war einfach unschlagbar. Ich hab schon hinten in der Kirche an Eingang gestanden, weil ich immer direkt nach der Predigt los muss zum Sprachkurs in der Uni. Das war auch gut so, denn ich hab so gefeiert und getanzt, dass ich die anderen Gottesdienstbesucher wohl ziemlich irritiert hätte, wenn sie mich hätten sehen können.
Am Heiligabend haben wir mit einigen christlichen und einigen jüdischen Studenten zusammen gegessen, ein paar Lieder gesungen und sogar die Weihnachtsgeschichte gelesen. Das fanden vor allem die Juden sehr interessant. Wir Deutschen waren uns nachher einig, dass wir uns doch ziemlich in der Fremde fühlen hier - und dass die paar Weihnachtslieder, die wir mehr schräg als recht mit meiner Gitarre gesungen haben, einem doch erstaunlich viel Weihnachten geben. Je weniger man hat, desto kostbarer wird das Wenige.
Danach sind wir in einen proppevollen deutsch-arabisch-englisch-hebräischen Weihnachtsgottesdienst in die Kirche gegangen. Nachts sind wir in zweieinhalb Stunden auf Schafhirtens Spuren nach Bethlehem gelaufen. Allerdings durchbrechen die 8 Meter hohe graue Betonmauer zwischen Israel und Palästina und die kahlen Wellblechhallen am Checkpoint die weihnachtliche Stimmung gnadenlos. Man wusste nicht so recht, ob man sagen sollte "so ein Unfrieden, obwohl doch Weihnachten ist" oder "Weihnachten, obwohl hier so ein Unfrieden herrscht". Nach einem gemeinsamen Abschluss in der auch überfüllten Bethlehemer Geburtskirche tranken wir noch einen nächtlichen Tee bei einem Freund und um sechs Uhr morgens war ich im Bett. Tatsächlich ein bisschen anders als ich Weihnachten in Deutschland immer gefeiert hab.
Aber im Rückblick - nein, nicht weniger weihnachtlich als die letzten Jahre in Ostfriesland. Weihnachten ist nicht das, was man auf den ersten Blick sieht - vielleicht nicht einmal auf den zweiten. Auch die hohen Herren aus dem Fernen Osten haben den Stall und die Krippe nicht auf Anhieb gefunden. Und als sie sie gefunden haben, werden sie sich mehr als einmal die Augen gerieben haben.

Mittwoch, 2. Januar 2008: Hausarbeiten auf Hebräisch

...nein, nicht 2007... Geht Euch das auch so, dass Ihr den ganzen Januar über immer noch 2007 schreiben wollt?
Ende November hat mich unverhofft und urplötzlich die Realität eingeholt. Im Talmud-Proseminar bekamen wir am Montag einen unscheinbaren weißen Zettel mit einer „Übung“, die offensichtlich aus drei einzelnen Aufgaben bestand. (Das war noch leicht, weil die drei Absätze mit „1.“, „2.“ und „3.“ anfingen – der Rest war schon wieder schwieriger.) Die „Übung“ entpuppte sich als fünfseitige Hausarbeit – auf Hebräisch. Zwei Wochen Zeit. Ich hatte die Tragweite dieses Zettels noch nicht so richtig verdaut, da kriegten wir am nächsten Tag in der Midrasch-Übung noch einen unscheinbaren weißen Zettel. Er war in fünf Absätze unterteilt und mit „1.“, „2.“, „3.“, „4.“ und „5.“ versehen. Aber bevor ich so richtig Angst kriegen konnte, fanden wir heraus, dass wir hier zum Glück nur zwei Seiten schreiben sollten. Auf Hebräisch. Zwei Wochen Zeit. Na ja. Zwei Wochen, das würde ich doch wohl hinkriegen.
Mit Hilfe des Tutoriums bei unserem Studienleiter Martin Vahrenhorst fanden wir recht schnell alle Bücher und gewannen einen ungefähren Überblick über das, was wir jetzt machen sollten. Als ich nach dem ersten Schrecken dann mal angefangen hatte, kriegte ich richtig Spaß bei der Arbeit. Markus und ich setzten uns einen Nachmittag zusammen und übersetzten den Text der längeren Arbeit. Es ging um - hm, das war gar nicht so leicht rauszufinden. Auf jeden Fall wurden im Text die Verhaltensregeln diskutiert, wie man das Schma’ Israel, sozusagen das jüdische Glaubensbekenntnis, richtig liest. Darf ein Arbeiter, der oben in einem Baum (offensichtlich ein Obstpflücker) oder auf einer Mauer (wahrscheinlich ein Maurer?) sitzt, dort das Schma lesen oder nicht? Und darf jemand, der gerade das Schma liest, sich dabei unterbrechen lassen von jemandem, der ihn grüßt? Und darf er sich nur bei den Absätzen unterbrechen lassen oder sogar mitten in einem Absatz? Und darf er selbst jemanden grüßen - und wenn ja, auch. um jemandem Ehrerbietung zu erweisen, oder nur, um nicht in Gefahr zu geraten, wenn man es bei hohen Herren nicht täte? Ich glaube, ich hab selten so einen Spaß bei einer Hausarbeit gehabt. Ich wurde richtig heiß drauf und konnte es im Sprachkurs immer gar nicht erwarten, wieder nach Hause an den Schreibtisch zu kommen. Unglaublich, was für Adrenalinschübe man kriegt, wenn man seine erste selbst geschriebene Hausarbeitsseite in einer völlig bizarren Sprache vor sich sieht. Der Brustkorb schwillt wie von selbst auf das doppelte Volumen vor lauter Stolz...
Nu ja, die Zeiten änderten sich auch wieder. Ich konnte es nicht lassen, am ersten Wochenende mit auf die Wanderung der Erlöserkirche in den Negev zu gehen. Und am zweiten Wochenende flog uns ganz spontan eine Einladung der Dormitio (dem anderen deutschen Studienprogramm) in den Mailkasten, doch mit auf die Tagesfahrt nach Jericho zu kommen. Als so langsam die beiden Fristen von ferne zu winken begannen, merkte ich (wie immer im letzten Viertel einer Hausarbeit, haha), wie viel man innerhalb eines Tages arbeiten kann. Die Nächte wurden immer kürzer, der Frust immer größer.
Den Tiefpunkt erreichte ich am Samstag Nachmittag vor dem ersten Advent. Um mich abzureagieren, tat ich etwas, was ich noch nie getan hab. Ich ging einkaufen. Aus Frust. Ich kannte mich selbst nicht wieder. Na ja, eigentlich ging ich nur auf den Adventsbasar der Erlöserkirche. Aber ich kaufte mich in einen richtigen Kaufrausch. Vermutlich, weil ich nicht genug geschlafen hatte und nicht mehr wusste, was ich tat. Neben einigen anderen Sachen hier meine persönlichen Favoriten: Ich kaufte alle vier Bände von Rosenius' „Geheimnissen in Gesetz und Evangelium“ für umgerechnet 73ct, weil der Vikar gesagt hatte, das kennt er nicht, das braucht die Bibliothek der Erlöserkirche nicht. Mein Frust wurde ein bisschen gedämpft, dafür regte ich mich jetzt über den Vikar auf. Bildung, wo bist du hin? Außerdem schwatzte mir Miriam, Volontärin an der Erlöserkirche, einen unglaublichen mausgrauen Anzug aus den Dreißiger Jahren für umgerechnet 5 Euro auf. Ich werde zum ersten Mal in meinem Leben der Mode weit voraus sein, wenn dieser Anzug in genau vierzehn Jahren wieder von jedermann getragen wird.
Mit neuem Adrenalin hockte ich mich wieder an meine Arbeiten. Ich ließ ein, zwei Uni-Veranstaltungen, den Chor und ein paar Stunden Schlaf sausen und gab beide (fast) rechtzeitig ab. Schon vorletzte Woche bekamen wir die Midrasch-Arbeit zurück, vorgestern die Talmud-Arbeit. Wie unser Studienleiter uns schon vorher prophezeit hatte, gehörten die Arbeiten von uns deutschen Studenten eindeutig zu den besseren. Soll heißen, wenn wir es nur anständig auf Hebräisch ausdrücken könnten, wären wir eigentlich gar nicht so dumm, wie wir in den Unterrichtsstunden immer gucken. Nu ja. Nehm ich doch gerne so hin. Ich hoffe nur, dass die Erwartungen der Lehrer an unsere Abschlussprüfungen jetzt nicht einen größeren Sprung nach oben gemacht haben.
Ich sitze grade an einem Rechner in der Uni. Jetzt habe ich noch zwei Stunden Sprachkurs, dann fahr ich wieder nach Hause. Da gibt es Tee. Und die nächste Hausarbeit. Haben wir letzte Woche im Midrasch-Kurs gekriegt. Freu mich schon drauf. Ja, ehrlich. Ist nämlich nur eine. Im Talmud-Kurs kriegen wir die nächsten zwei Wochen erst mal keine. Hab extra nachgefragt.

Dienstag, 1. Januar 2008

Dienstag, 1. Januar 2008: Barucha haSchana

…und schwupps war’s auch schon wieder rum. Und auch ohne dass man es so richtig vorhatte, drängen sich einem doch die Bilder des Vergangenen wieder auf. Ziehen noch einmal vorbei, bevor sie vom unausweichlichen neuen Jahr dem Erinnern und Vergessen anheim geschickt werden.
Wie meistens reicht mein Gedächtnis nicht wirklich weit zurück... für alles, was noch in Deutschland passiert ist, muss ich mich schon richtig anstrengen. Auch der Sommersprachkurs ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Dagegen bin ich noch voller Bilder und Erinnerungen der letzten Wochen. Vom 15. bis 27. Dezember kam Carola zu Besuch. Der 24-Stunden-Ausflug nach Akko war wieder mal ein kleines Abenteuer für sich. In der Heiligen Nacht sind wir auf den Spuren antiker Schafhirten mit rund 100 Leuten von Jerusalem nach Bethlehem gepilgert. Am zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir uns über Stock und Stein des judäischen Gebirges freien Eintritt nach Qumran erklettert und danach noch ein Bad im Toten Meer genommen – bei 20 Grad und strahlend blauem Himmel. Und schließlich haben wir mit elf Leuten, Wein, Käse, Weintrauben und Weißbrot den (gefühlt) kürzesten Silvesterabend meines Lebens abgefeiert. Von der Windmühle aus hat man einen tollen Blick über die Altstadt, so dass wir auch das (gemessen) kürzeste Silvesterfeuerwerk meines Lebens bestaunen konnten. Zu fünft haben wir danach noch zwei Bars in der Innenstadt heimgesucht… als ich nach Hause lief, begrüßte mich schon der erste Vogel. Was wird das Neue bringen? Die Vögel jedenfalls werden das Lied vom letzten Jahr singen. Es veraltet nicht.