Dienstag, 6. November 2007

Samstag, 3. November 2007: Fahrradtour

Das Tote Meer ist nur knapp drei Stunden mit dem Fahrrad von Jerusalem entfernt. Jedenfalls wenn man die A1 vom Har haZofim Richtung Ma'ale Adumim nimmt. Doro und ich beschlossen deshalb, unsere Drahtesel ein bisschen Spazieren zu fahren. Nur ist die Autobahn noch nicht ganz ausgebaut, deswegen bekam der Ausflug auch noch einen leicht abenteuerlichen Anstrich. Vor allem fehlt irgendwie der Radweg. Ich bezweifle allerdings, dass er jemals gebaut wird. Stattdessen haben wir einfach die Baustrecke genommen, solange es ging, auf der fuhren keine Autos – wie praktisch.
Obwohl es ja ein Schabbat Vormittag war, herrschte einfach zu viel Verkehr, um wirklich entspannt zu fahren... Aber ich hab die Fahrt trotzdem sehr genossen. 1200 Höhenmeter Abfahrt - da fällt mir ein, ich wollte ja nachgucken, wie viel von den Bremsklötzen noch übrig ist. Und mitten drin mussten wir sogar noch ein kleines Stück wieder bergauf, nicht zu vergessen!
In Qumran haben wir uns ein unverschämt teures Mittagessen im Touri-Restaurant gegönnt, denn einen Fallafel-Stand gab's dort leider nicht. Die ausgegrabene Siedlung ist nicht sooo spektakulär, aber man will ja wenigstens mal dort gewesen sein. Dafür haben wir dann aber noch einmal die Beine untern Arm genommen und sind in die Berge hinaufgeklettert, denn das Wichtigste in Qumran sind schließlich die Höhlen, in denen die berühmten Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden. Wir haben sogar eine hübsche, nicht ganz leicht zugängliche (uiuiui) Höhle gefunden und sie erkundet. Mittlerweile wohnen Vögel drin. Offensichtlich auch schon etwas länger – siehe die Fotos…
Ein paar Kilometer weiter nördlich fanden wir das sogenannte Biankini Beach am Toten Meer, wo wir leider für die letzten zwei Stunden noch jeder 30 Schekel löhnen mussten. Dafür haben wir uns dann aber auch das volle Programm gegönnt: Baden, Schlammpackung, ausgiebige Dusche und ein anständiges chilliges Abendessen zum Abschluss. Unsere Diwans auf der Terrasse waren schon sehr gemütlich.
Fahrradtour

Die Heimreise stellte dann die eigentliche Herausforderung dar. Denkt etwa jemand, wir fahren die 25 km und 1200 Höhenmeter wieder bergauf? Von wegen. ;-) Wir hatten uns sämtliche Überland-Busse aufgeschrieben, die in dieser verlassenen Gegend Samstag abends nach Schabbatende vorbeikommen. Der erste kam tatsächlich relativ pünktlich. Dummerweise war er proppevoll. Und als der Fahrer missmutig das Gepäckfach an der einen Seite öffnete, war auch das proppevoll. Auf Doros Drängen hin öffnete er uns auch noch das auf der anderen Seite – unglaublich, es war leer! Wir konnten ihn überreden, uns samt Fahrrädern noch mitzunehmen, und setzten uns zu den anderen Fahrgästen in den Mittelgang auf den Fußboden.
Die zweite Hürde war der Checkpoint an der Grenze zu West-Israel. Wir hatten nämlich alle beide unsere Reisepässe in Jerusalem vergessen und nur die Studentenausweise der Uni dabei – und waren wirklich skeptisch, ob das die Grenzbeamten überzeugen würde. Wir überlegten schon, wen in Jerusalem wir anrufen würden, damit er uns von der Grenze abholt… Als der Bus sich in die Autoschlange vor dem Checkpoint einreihte, wurde mir langsam wärmer. Plötzlich jedoch schien der Fahrer sich zu überlegen, dass er keine Lust mehr hatte zu warten, scherte aus der Schlange aus auf einen Seitenstreifen, schlängelte sich (ich hab wirklich selten einen Bus gesehen, der sich geschlängelt hat, aber hallo) an den Wachhäuschen vorbei und brummte freundlich grüßend an den Grenzbeamten vorbei Richtung Jerusalem, ohne noch einmal anzuhalten.
Mit immer noch einer ordentlichen Portion Adrenalin im Blut kam ich zuhause an, machte mir erst mal einen Tee und setzte mich an meine restlichen Hausaufgaben. Als eine Stunde später Douwe, mein niederländischer Mitbewohner, auch nach Hause kam, meinte er zu mir, dass ein Uni-Pass am Checkpoint problemlos ausgereicht hätte – wir wären ja nur im Siedlungs- und Touristengebiet gewesen und nicht in den eigentlichen palästinensischen Gebieten. Ich weiß noch immer nicht, ob ich ihm glauben soll… Ich glaube, ich werde den Reisepass das nächste Mal trotzdem mitnehmen.

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