Freitag, 20. Juni 2008

Donnerstag, 21. Juni 2008: Mauerbauer

Rabbinerin Nava Hefetz von der israelischen Organisation „Rabbis for Human Rights“ hat mit uns eine kleine Tour zu arabischen Stadtteilen gemacht, die sozial und wirtschaftlich besonders schwer durch „die Mauer“ betroffen sind. Ein besonders sinnloses und unschönes Beispiel haben wir westlich von Bet Jallah bei Betlehem gesehen.


Hier sieht man, wie sich die Sperranlage den Hügel herunterschlängelt, direkt an der Straße entlang, oben am Checkpoint noch als Mauer, dann als Zaun – aber lückenlos. Frecherweise, aber bestimmt nicht ungewollt, verläuft sie mitten durch ein großes Grundstück, das einer alteingesessenen arabischen Familie gehört. Rechts in Bet Jallah ist ihr Haus, links von der Straße und dem Zaun ein Feld mit Olivenbäumen. Und von einem Tag auf den anderen konnte die Familie nicht mehr an ihre Oliven, die möglicherweise aber eine wichtige Einkunftsquelle für sie darstellt.
Jetzt gibt es in Israel auch noch ganz irre Rechtsverhältnisse, was Grundstückseigentum angeht. Ein Siedler kann sich quasi überall im Land auf einem Grundstück niederlassen und breit machen, und wenn er nicht innerhalb von einem Monat vom Eigentümer verjagt wird, ist es seins. Dummerweise kann eine Familie, die auf der einen Seite vom Zaun sitzt, nichts gegen irgendwelche kecken Siedler auf der anderen Seite machen, auch wenn die nur 50 Meter entfernt sind… Zum Glück haben sie sich sofort darum gekümmert und mit viel Schweiß und Stress um ihr Grundstück gekämpft. Jetzt dürfen sie wieder auf ihr Feld – mit einem einstündigen Umweg auf jedem Hin- und Rückweg über den Checkpoint. Sofern die Soldaten dort ihnen nicht aus reiner Willkür den Durchgang verwehren.
Betrachtet man das Schicksal vieler anderer Familien, deren Grundstücke durch die Sperranlage halbiert oder auch gleich in Brachland verwandelt wurde, haben sie noch Glück gehabt...